Felssanierung Wiesbaden-Sonnenberg

Projektlaufzeit: 2012

Auftraggeber:Landeshauptstadt Wiesbaden, Der Magistrat Hochbauamt, Gustav-Stresemann-Straße 15, 65198 Wiesbaden

   

Projekthintergrund

Im Anwesen "Am Heienberg 19" im Stadtteil Wiesbaden-Sonnenberg lösten sich Ende Dezember 2011 Felsbrocken bis zu Kindskopfgröße aus einer mit einer Drahtnetzverhängung gesicherten Felsböschung ab und kamen erst im Zufahrtsbereich zur Garage zum Liegen. Unmittelbar schadensauslösend dürften dabei die ergiebigen Niederschläge im Dezember 2011 gewirkt haben, die dazu führten, dass sich ein Kluftwasser- bzw. Strömungsdruck aufbaute und die treibenden Kräfte in der Felspartie erhöhten, bis der Felsausbruch eintrat.
Das Anwesen liegt im Bereich eines ehemaligen Steinbruchs, in dem ein Metavulkanit (Serizitgneis) ordovizisch-silurischen Alters aufgrund seiner guten Spaltbarkeit und seines hohen Quarzgehaltes als Naturwerkstein für Platten, Pfeiler, Sockel-, Mauer- und Verblendsteine gewonnen wurde.
Im Laufe der Jahre traten in der durch Steinbruchtätigkeit angelegten Felsböschung Spannungsumlagerungen durch Frost- und Felsschub sowie Temperatureinwirkungen auf, die den Gebirgsverband neben den durch den Abtrag hervorgerufenen, unvermeidbaren Gefügeauflockerungen zunehmend entfestigten, und dazu Anlass gaben, die Felsböschung in den 70iger Jahren des letzten Jahrhunderts mit einem Drahtgeflecht zu vernetzen.
Entsprechend dem damaligen Stand der Technik wurden im Rasterabstand von 2 m bis 3 m Ösenanker eingebaut, durch die Ösen der Anker horizontal und vertikal verlaufende Drahtseile gespannt und auf diese ein Vierkant-Drahtgeflecht gelegt, das an den Drahtseilen und im Überlappungsbereich der einzelnen Bahnen Masche für Masche mit Draht verrödelt wurde. Das Schutznetz wurde dabei mit Abstand zur Böschungsfläche montiert, damit aus dem Gesteinsverband lösende Kluftkörper zwischen der Böschung und dem Schutznetz quasi kontrolliert zum Böschungsfuß hinunterrollen bzw. abgleiten können. Grundsätzlich ist hierzu anzumerken, dass erst in den 60ziger Jahren des letzten Jahrhunderts Drahtschutznetze gegen Steinschlag zum Einsatz kamen und zum Zeitpunkt der Installation der zuvor beschriebenen Schutznetze auch noch keine großen Erfahrungen und Erkenntnisse über das System- und Langzeitverhalten dieser Konstruktionsart vorlagen. Diese Bauweise kommt auch heute nur noch in Ausnahmenfällen zur Anwendung und zwar dort, wo ein entsprechender Auffangraum zwischen Böschungsfuß und dem zu schützenden Objekt vorhanden ist. Im Bereich des Steinschlagereignisses bestand die Gefahr, dass sich mittelfristig – in Abhängigkeit von extremen Witterungsverhältnissen auch kurzfristig – in labiler Lagerung befindliche Kluftkörper aus dem Gebirgsverband infolge Verwitterung, Frosteinwirkung, Wurzel- und Kluftwasserdruck ablösen, die von der vorhandenen Vernetzungskonstruktion aufgrund des damals gewählten, relativ großen Abstands zur Felsböschung, insbesondere am Böschungsfuß, nicht wirksam aufgefangen werden können.
 

Projektbeschreibung

Unter Berücksichtigung der geologischen Verhältnisse und der örtlichen Randbedingungen wurde die vorhandene Vernetzung nach Vegetationsfreischnitt abschnittsweise rückgebaut, die Felsböschung von losem Felsmaterial beräumt, d.h. absturzbereite Blöcke und locker in der Böschung liegenden Steine wurden durch gezieltes Lösen beseitigt, und ein auf der Felsoberfläche satt aufliegendes hochzugfestes Drahtgeflecht installiert, das Steine und Felsblöcke, die sich aus dem Gebirgsverband lösen können, an Ort und Stelle sichert bzw. stabilisiert und somit auch eine fortschreitende Auflockerung des Gebirges verhindert. Zur Befestigung des aufliegenden Drahtgeflechtes wurden neue Felsnägel / Felsbolzen eingebaut, wobei auch die vorhandenen Ösenanker mit verwendet wurden.
Zur Vermeidung eines sich in den Klüften aufbauenden Kluftwasserdruckes wurden nach Abschluss der Sanierungs-/Sicherungsmaßnahme Entwässerungsbohrungen hergestellt.

Projektleistungen BFM

  • Ingenieurgeologisch-felsmechanische Geländeaufnahme
  • Objektplanung
  • Felsstatische Berechnungen
  • Fachbauleitung
  • SiGeKo nach BaustellV

Foto: Sanierungsarbeiten mit Lafette im Hang
Foto: Endzustand gesicherte Felsböschung